Spanien Nord
Von Wikingern, Nudisten & lecken Kanistern – unser Roadtrip durch Galicien & Portugal
Torres do Oeste – Wikingerschreck mit Mittelalter-Charme
Wir starten an den Torres do Oeste – einer Festung, die einst Normannen, Wikingern und sarrasischen Piraten das Fürchten lehrte. Heute fürchtet hier höchstens noch eine Gans, dass ihr Brotkrümel ausgeht. Aber trotzdem: der Blick über die Mündung der Ulla – unbezahlbar.
Leuchtturmidylle in Punta Subrido
Weiter ging’s zum Faro de Punta Subrido. Ein Leuchtturm, ein einsamer Strand, und wir – mitten im Pinienwald. Die Nacht: ruhig. Der Morgen: Spaziergang deluxe. Nur die Kiefern haben uns zugeschaut. Romantischer wird’s nicht…Aber doch…
Praia de Barra – nackte Tatsachen
Dann kam die Praia de Barra. Ein Strand, offiziell für Nudisten. Also haben wir unsere Klamotten geopfert und sind ins kristallklare Wasser gehüpft. Vor uns: die Islas Cíes, als wären die Malediven kurz mal auf Stippvisite. Fazit: Freiheitsgefühl 100 %.
Pferde, Hunde & Waldromantik
Am Abend suchten wir Ruhe im Wald. Plötzlich: zwei Pferde, die ganz selbstverständlich zum Trinken vorbeischlendern. Später noch ein Hundepärchen. Ein Einheimischer erklärte uns später, das sei normal. Tiere gehören dem Nachbarn, laufen aber frei herum. Herrlich!
Mámoa do Rei – Grüße aus der Steinzeit
Nächster Halt: die Mámoa do Rei, ein 5.000 Jahre altes Hügelgrab. Petroglyphen aus der Bronzezeit, konzentrische Kreise und Spiralen – Symbolik für Kosmos und Sonne. Wir hätten am liebsten auch unser Defender-Logo eingeritzt, aber hey – UNESCO lässt grüßen.
Der Kanister-GAU
Apropos: Nach einer günstigen Tankstelle füllten wir alle Kanister randvoll. Problem: Der neueste Kanister hatte offenbar beschlossen, zur Gießkanne umzuschulen. Also anhalten, Schließe zurechtbiegen, putzen, dampfstrahlern – und mit Dieselduft in der Nase ab nach Portugal.
Couchsurfing der anderen Art
Und dann das Highlight: Ein Sofa am Klippenrand. Für uns. Bereitgestellt vom Universum höchstpersönlich. Wir haben es adoptiert, ein paar Bier dazu geköpft und den Sonnenuntergang wie Könige gefeiert. Fazit: besser geht’s nicht.
Kloster, Eukalyptus & Pilger
Der Naturpark Fragas do Eume gilt als einer der besterhaltenen Urwälder Europas. Und ja – es ist wirklich grün. Sehr grün. Man könnte fast meinen, Moos hat hier die Weltherrschaft übernommen.
Mitten drin: das Kloster San Xoán de Caaveiro. Baujahr 934 (!). Damals als WG für Einsiedler gedacht, die wohl festgestellt haben: „Alleine meditieren ist doof, lass uns eine Kloster-WG gründen.“ Heute ein traumhafter Ort, perfekt für Selfies mit mittelalterlichem Flair.
Übernachtet haben wir im Eukalyptuswald. Sehr schön, aber man hat ständig das Gefühl, man wandert durch einen überdimensionierten Hustenbonbon.
Am nächsten Tag: kurzer Stopp in einem Lost Place (mystisch, kaputt) und dann weiter nach Santiago de Compostela. Dort Pilger ohne Ende – viele junge Leute, viel gute Laune und eine Stadt, die einfach nur schön ist.
Guten Morgen, Galicien
Guten Morgen Galicien. Nach dem Frühstück haben wir die alte Fischfarm auf der anderen Seite der Bucht besucht. Es war eine Farm für Schalentiere, die bereits 1904 errichtet wurde. Nachher expandierten sie so viele nach Frankreich, dass sie eine zweite Halle bauten.
Wir fuhren ums Eck und waren am Praia de Xuncos. Ein wunderschöner Strand. Unten am Strand entstanden von der Flut kleine Basins. In einem stand ein kleiner Wolfsbarsch senkrecht von einer Angelschnur umgeben und japste nach Luft. Nach Gespräch mit einem Fischer meinte er ein Haken steckt zu tief im Maul und man hat ihn sicher hier gelassen, weil er zu klein ist. Der zweite Fischer hatte so lange an ihm rumgefummelt, bis her tot war. Wir haben entschieden ihn zu essen, jetzt wo er einmal sein Leben gelassen hat. Vielen Dank Mutter Natur.
Wir sind durch den Wald bis an die Westküste nach A Coruña gefahren. Hier stehen wir an einem Parkplatz eines Restaurants direkt am Meer. Der Besitzer erlaubt uns zu übernachten. Es ist ein schöner Tag nach all dem Regen.
Asturien
Erster Stopp: Santillana del Mar. Angeblich einer der schönsten Orte Nordspaniens – und ja, stimmt. Klar, viele Touristen, aber zwischen den alten Steinhäusern sitzen noch echte Schreiner in winzigen Werkstätten. Holzduft statt Souvenirkitsch – gefällt uns.
Dann die berühmte Höhle von Altamira. Rein darf man da schon lange nicht mehr, weil Atemluft und Hitze die Malereien kaputt gemacht haben. Aber es gibt eine perfekte Rekonstruktion. Auf den Rücken gelegt, in die „Decke“ geschaut und zack – man fühlt sich 15.000 Jahre zurückkatapultiert. Steinzeit-Netflix quasi.
Danach ab an die Küste ins Fischerdorf. Regen wie aus Eimern, also Plan B: Luxusessen! Riesige Venusmuscheln (gefühlt so groß wie Untertassen), Gambas und Seehecht. Weil die Fischer hier noch mit kleinen Booten raus müssen, schmeckt das Ganze wie frisch aus Poseidons Küche. Der Wirt war begeistert, dass wir nach etwas „Typischem“ fragten – und brachte uns Apfellikör. Willkommen in Asturien: Cidre, Regen und Äpfel in allen Aggregatzuständen.
Am nächsten Tag dann Schrauberei im Dauerregen: Die Buchsen der Hinterachse mussten gewechselt werden. Zwei Nächte Campingplatz, Basecamp aufgebaut, Öl, Dreck und Flüche inklusive – und der Dicke schnurrt wieder wie ein Kätzchen. Am Abend hatten wir dann noch eine Menge Spaß mit der Frise des Mannes.
Am nächsten Tag fuhren wir bis nach Galizien. Belohnung: Kochen auf einer Klippe, und ein Sternenhimmel, wie wir ihn ewig nicht gesehen haben. Perfektes Finale.
Wo Traktoren Algen fischen und der Atlantik den Schnorchel verweht
Wir sitzen am Strand von Oriñón. Ebbe, Flut – das Meer zieht sich zurück und kommt wieder, wie ein launischer Mitbewohner. Der Wirt von der Strandbar meint trocken: „So viele Leute kommen hier nie. Wegen der Gezeiten. Das mögen nicht alle.“
Tatsächlich, der Atlantik ist nichts für schwache Nerven.
Wir haben’s am Playa de la Arnía probiert. Riesige Felsen, dramatische Kulisse – man könnte meinen, da wäre die perfekte Badewanne zum Schnorcheln. Denkste! Statt tropischer Fische gab’s Atlantik-Style: Wellen, Strömung und Sand im Schnorchel. Der Atlantik beruhigt sich eben nicht nur, weil ein paar Steine im Wasser stehen.
Dann fanden wir unseren Geheimspot. Kein Mensch da, vermutlich, weil es kaum eine Wendemöglichkeit gibt. Für normale Autos ein Albtraum. Für unseren „Dicken“ absolut kein Problem. Das Meer fast nur für uns.
Später tauchten zwei Traktoren auf. Statt Kühen hinterherzufahren, fischten sie Algen aus dem Wasser. Natürlich wollten wir wissen, wohin die Algen gehen. Antwort der Fahrer: „An die Pharma und Kosmetikindustrie.“
Aha! Also wenn die Creme im Badezimmer 39,90 kostet, kommt die womöglich von genau hier – eingesammelt zwischen Möwen und Badegästen.
Und als hätten wir’s geahnt: Kaum waren die Traktoren weg, rauschte eine dicke Mercedes C-Klasse an, der Typ sah sich das Ganze an, und verschwand wieder. Algen-Business im großen Stil.
Heute Morgen: Nebel über dem Meer. Mystisch.
Schrauben, Tapas und ein rostiger Riese
Unser Nachmittag in Soplea begann mit dem Wechsel der Polyurethan-Buchsen vorne. Und wurde am nächsten Tag vollendet. Manche trinken gemütlich ihren Kaffee, wir starten den Tag lieber mit Werkzeug in der Hand – ist ja auch irgendwie meditativ.
Am Tag drauf ging’s mit der Metro nach Bilbao. Praktisch, denn so spart man sich den Nervenkitzel, mit dem Auto durch eine Großstadt zu fahren. In der Altstadt haben wir uns treiben lassen: schöne kleine Gassen, hübsche Plätze – und eine Kathedrale, die 10 € Eintritt wollte. Wir haben entschieden, dass unser Geld besser in Tapas investiert ist.
Nach dem Bummel zurück ans Auto und weiter nach Castro Urdiales. Hier hatten wir Glück: Stellplatz direkt am Strand.
Das Highlight war das alte Eisenerz-Dock. Ein riesiger Koloss. Ein Lost Place, der einen Hauch Abenteuer versprüht.
Ölwechsel, Spendenunterkunft und neue Landy-Teile
Unsere Reise hatte uns diesmal nach Deba geführt – und wie das bei längeren Touren so ist, stand erstmal etwas Pflichtprogramm an: ein Ölwechsel für unseren „Dicken“. Nach getaner Arbeit wollten wir eigentlich direkt weiter, doch der Regen hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Also: Siesta im Auto.
Während wir gemütlich dösten, bauten ein paar freundliche Polizisten um uns herum Straßensperren auf. Kurz verunsichert fragten wir nach, ob wir vielleicht wegfahren müssten. Doch die Antwort war entspannt: „Nein, es ist erst für morgen – Straßenreinigung.“ Warum unser Auto am Ende dann trotzdem hinter Absperrband stand, bleibt wohl ihr kleines Geheimnis.
Nach dieser unerwarteten Episode ging es für uns weiter – und zwar zu einem unglaublich netten Pärchen auf einem Bauernhof. Dort gab es ein paar Stellplätze für Reisende wie uns, sogar mit Dusche und Strom. Die Bezahlung lief unkompliziert auf Spendenbasis. Wir blieben direkt zwei Nächte – und der Mann fand dort einen neuen Kater Freund, bis er merkte, dass dieser sehr schlau ist und seine Pseudoliebe nur als Futter-Einsatz eingesetzt wurde. 🐈❤️
Frisch gestärkt setzten wir unsere Tour fort und landeten in Vitoria-Gasteiz. Hier besorgten wir neue Ersatzteile für unseren „Dicken“. Ein paar werden nun direkt eingebaut, andere lagern wir sicher – man weiß ja nie, wann der nächste kleine Zwischenfall kommt.